Das Gewehr und der Karabiner 88

Das Gewehr, welches für das deutsche Heer den Fortschritt in der Waffenentwicklung brachte, war das Gewehr 88. Durch Verkleinerung des Kalibers auf 7,9 mm mußte von dem bisherigen Bleigeschoß auf ein mit einem Stahl- oder Kupfermantel versehenes Geschoß abgewichen werden.
Diese neue Patrone hieß dann auch Patrone 88. Vorhergehende Versuche dauerten bis zum Jahr 1887, bis man in diesem Punkt der Technik so weit war. Man kann auch sagen, daß hiermit die Aera des Bleigeschosses zu Ende war.

Der zweite technische Fortschritt, den das neue deutsche Gewehrmodell brachte, bestand in der Verbesserung des Magazins. Man gab das unpraktische und nicht weiter entwicklungsfähige Röhrenmagazin im Vorderschaft (des Vorgängers Gewehr M 71/84) auf und ging zum Mittelschaftmagazin über.
Für das neue deutsche Gewehrmodell wählte man eine Packung in einem stählernen Rahmen, der in das Mittelschaftmagazin eingeführt wurde.

Anweisung für die Umrüstung der Grenzaufseher in Goch von Karabiner 88 auf Gewehr 71 Beleg für Karabiner88

Das Gewehr 88 ist keine Mauser-Konstruktion, wie oft angenommen wird. Die Entstehungsgeschichte des Gewehres 88 weicht von dem sonst üblichen Verfahren der Waffenentwicklung ab. Es stellt vielmehr eine Zusammensetzung von allerlei Konstruktionsideen und Patenten dar, die der Staat selbst durch eigene Bearbeiter ausführen ließ. Es wurde hierfür eine sogenannte Gewehrkommission gebildet, daher auch der Name "Kommissionsgewehr".

Für die Entwicklung dieser Waffen war es hinderlich, daß mitten in die Konstruktionsarbeiten plötzlich die Forderung nach rauchschwachem Nitropulver hineinplatzte. Dies erschwerte die Konstruktionsarbeiten erheblich. Die deutschen Konstrukteure hatten im Gegensatz zu den Franzosen mit diesem Pulver noch keine Erfahrungen.

Der Karabiner wich in der Grundkonstruktion nicht von der des Gewehres 88 ab. Unterschiede waren nur in der Länge der Waffe und dem Oberring, der eine Kappe mit Korn und Kornschutzbacken bildete, sowie im gebogenen Kammerstengel zu finden.

Das Gewehr und der Karabiner 88 wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts geführt und durch das Gewehr 98 abgelöst. Das Manko der Gewehre 88 war, daß viele Schießunfälle vorkamen, die auf die Konstruktion des Gewehres zurückzuführen waren.

Die Gewehre 88 mit den neuen Läufen und die Karabiner (gesamt) wurden bei Einführung der S-Patrone auf diese Munition umgerüstet. Dies geschah etwa ab 1902. Diese neue Munition ist heute unter der Bezeichnung 8x57 IS bekannt.

Bild vom Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland
(bei Anwahl des Bildes wird die Waffe vergrößert dargestellt)
Bild mit Karabiner88

Der Karabiner 88 wurde bei der Reichsfinanzverwaltung etwa ab 1913 an Grenzaufseher ausgegeben. Die Beamten in Sachsen erhielten z.B. wegen der besseren Verteidigungswirkung gegen Schmuggler und Hunde anstelle der neuen Mehrladepistolen "nur einen neuen Karabiner (Mod. 88)". Auch in Ostpreußen und an der Grenze im Osten bekamen Grenzaufseher Karabiner 88.
Insbesondere an der polnischen Grenze wurden die Karabiner 88 bis in die 20er Jahre getragen.

Die Grenzaufseher in Bayern trugen dagegen Gewehre 88 S. Bis 1916 existierten noch einige von diesen Gewehren an der südlichen Grenze.

Technische Daten:

Kaliber 7,9 mm
Gesamtlänge 1250 mm (Karabiner: 955 mm)
Lauflänge 740 mm (Karabiner: 435 mm)
Gewicht 3800 g (Karabiner: 3154 g)
5-schüssig